Forschergeist für viele Lebenslagen
Schüler in 53 Gruppen finden rein experimentell Antworten auf viele Fragen – auch auf denkwürdige. Das zeigt schon eine kleine Auswahl.
Keine Salami reift ohne Computerprogramm. Warum, das erklärt Theodor Nützel seinem Lehrer Achim Dreher. FOTOS: ABZ
VON PAUL KÖHNES
HEILIGENHAUS | Eine gute Idee spricht sich rum: Am Vormittag des Dienstags sammelten sich auf dem Schulhof der Gesamtschule Gästegruppen: Grundschüler sahen sich in den naturwissenschaftlichen Räumen um. Dafür gab es 53 gute Gründe. Über die freute sich auch Schulleiterin Carmen Tiemann zusammen mit den beiden Koordinatoren des zehnten Tages der Naturwissenschaften an der Hülsbecker Straße, Till Schöne und Stefanie Reiff.
„53 Gruppen stellen heute ihre Projekte vor, aufgeteilt in drei Altersklassen“, erläutert die Schulleiterin. Die Oberstufe habe sich „in diesem Jahr im Vergleich zu den Vorjahren etwas zurückgehalten.“ Trotzdem zeigte sich schnell: Die jungen Forscher hatten ihren Gästen allerhand zu bieten. Und den Fachlehrerinnen und -lehrern sowieso, denn denen blieb hier und da nur die Rolle des Zuschauers - und, bei Bedarf, die des hilfreichen Souffleurs.
Keine Form von Einflüsterung brauchte Theodor Nützel, wie dem erstaunten Besucher schell deutlich wurde. Der Sechstklässler hatte einen selbst gemachten Apparat mitgebracht, der auf dem ersten Blick aussah wie eine überdimensionale Zigarrenkiste mit angeschlossenem Rechner plus Schaltkasten. Die Frage dazu: Wie sorgt man bei Salami und Käse für die optimale Reifung? Nützel programmierte dazu einen Mikrocontroller, der dazu dient, Temperatur. Luftfeuchtigkeit und -zufuhr in einer solchen Reifekammer für einen bestimmten Zeitraum möglichst konstant zu halten. Zuerst ging es nur um die technische Durchführbarkeit - das Schaustück musste ohne Wurst- und Käse-Optik funktionieren. Und wie kommt man auf solche Projekte? „Mein Vater ist Jäger. Und hat festgestellt, dass zu optimaler Fleischreifung eben mehr gehört als irgendeine Räucherkammer“, erklärt Nützel so einleuchtend wie selbstbewusst. Das beeindruckte auch die Jury - unter anderem bestehend aus einem emeritierten Hochschullehrer, Pflegschaftsvertretern und dem Schulausschuss-Vorsitzenden der Stadt: Platz eins bei den Jahrgängen 5/6 für Theodor Nützel und seine Salami-Reifekammer.
Reichlich was fürs Auge hatten in einem weiteren Raum Smilla Grothe (9c), Luana Castro (9d) und Finja Schatz (9c) auf die Beine gestellt - und das Ganze „Elefantenzahnpasta“ genannt. Getreu einem Vorbild in riesig, das sie unter den Videofilmen der soziale Netzwerke gefunden und für interessant genug befunden hatten. Im Kern ging es darum, aus Wasserstoffperoxid, Kaliumjodid, Spülmittel und Wasser ein Gebräu herzustellen, das sich unversehens explosionsartig in eine Riesenportion zähen Schaums verwandelt - Zahnpasta-ähnlich auf jeden Fall, nur kein Fall mehr für die Tube. Eindrucksvoll auch ohne Elefanten fand die Jury - Platz eins für das Trio im Jahrgang 9.
Warum ist Feuerwerk bunt? Das fragten sich Sarei und Hümyra aus dem Chemiekurs, Klasse acht. Und fanden Antworten zum Teil im Aufbau einer Silvesterrakete. Deren Bestandteile: Zündschnur, Düse, Treibsatz, Sprengsatz, Leuchtsteine und Knallsätze. Auf die Zusammensetzung kommt es an: Ist Kupferpulver drin, leuchtet die Sache grün am Himmel, die Farbe Rot verweist auf Eisenpulver. Im Chemieraum lässt sich das im Miniaturformat über einer kleinen offenen Flamme zeigen.
Und wer ein Bündel Wunderkerzen zum Kegel formt und außerdem über ein großes volles Wasserglas,einen Profi-Rauchabzug und Schutzvorrichtungen verfügt kann zeigen, dass es Dinge gibt, die unter Wasser brennen - und auch erklären, warum das so ist. Das taten Sophie Kuß (9b), Niclas Albrecht (9a) und Hanna Bohsmann (9a). Zweiter Platz in ihrer Jahrgangsstufe.
INFO
Die Schule und das MINT-Zertifikat
Naturwissenschaften spielen an der städtischen Gesamtschule eine große Rolle. Sichtbar wird das seit Jahr und Tag an der Zertifizierung als „MINT-freundliche Schule“.
Bereits 2010 wurde im Programm der Schule die MINT-Förderung als weiterer Schwerpunkt fest verankert.
Die MINT-Fächer, das sind (abgekürzt auf ihren ersten Buchstaben) Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Sarei und Hü,yra stellten sich die Frage: Warum leuchtet Feuerwerk bunt?