Schulformwechsler stellen Herausforderung dar

37 Schüler können nicht mehr auf der Realschule bleiben, die Gesamtschule aber kann sie nicht aufnehmen

 

Verena Sarnoch

Rund 80 Besucherinnen und Besucher, allesamt Eltern der Gesamtschüler, eine volle Tribüne und ein Ratssaal, der für diesen Abend ruhig hätte größer sein dürfen: Beim Ausschuss für Bildung und Sport am Mittwochabend rief der von der GfH (Gemeinsam für Heiligenhaus) beantragte Tagesordnungspunkt „Schulwechsel und Abschulungen in Heiligenhaus“ sehr großes öffentliches Interesse hervor.

Noch vor den Sommerferien soll nun eine Lösung für die Probleme gefunden werden, die sich aus den Umschulungen ergeben. Die GfH-Fraktion führte zunächst aus, worum es ihr mit ihrem Antrag geht: „Es ist uns zu Ohren gekommen, dass im kommenden Schuljahr sehr viele Schülerinnen und Schüler von der Realschule zur Gesamtschule wechseln sollen. Da unser Hauptziel ist, guten Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler in Heiligenhaus zu schaffen, bitten wir die Verwaltung, die Situation für das kommende Schuljahr und die
Gesamtentwicklung darzustellen.“

Dem kam Schuldezernent Björn Kerkmann gerne nach: „Dass es Schulformwechsler gibt, ist nicht neu. Fakt ist: Dieses Mal handelt es sich um eine besonders hohe Anzahl an Schülerinnen und Schülern, nämlich 37, die zur Gesamtschule wechseln sollen, das kannten wir bisher nicht.“

Nach Klasse 6, so Björn Kerkmann weiter, müssten Schulformwechsel stattfinden, weil einige Kinder leistungsmäßig nicht für den – in diesem Fall – Realschulbildungsgang geeignet sind. Dazu kämen zugewanderte Kinder, die nach zwei Jahren Erstförderung aufgrund ihres Leistungsstands ebenfalls nicht an der Realschule bleiben könnten.

Seit diesem Jahr nähme die Bezirksregierung Düsseldorf die Koordinierung der Schülerinnen und Schüler vor, bisher sei es Aufgabe der Eltern gewesen, sich nach einer aufnehmenden Schule umzusehen. „Wir müssen schauen, dass das nicht zulasten unserer Bildungslandschaft geht und wir für alle Seiten die bestmögliche Lösung finden.“

"Die maximale Anzahl an Schülerinnen und Schülern würde in allen Klassen überschritten.
Wir sind zudem deutlich am räumlichen Limit."
Carmen Tiemann, Gesamtschulleiterin

 

Wunsch nach Hauptschulklassen in der Realschule

Carmen Tiemann, Schulleiterin der Gesamtschule, machte dann deutlich, was eine solch hohe Anzahl an neuen Schülerinnen und Schülern – allein 17 der 37 Kinder würden in die kommende Klasse 7 wechseln – für die Gesamtschule bedeuten würde: „Die maximale Anzahl an Schülerinnen und Schülern würde in allen Klassen überschritten. Wir sind zudem deutlich am räumlichen Limit, wir haben keinen Raum für eine Mehrklassenbildung, die dann eigentlich rechtlich notwendig wäre. Das sind Zustände, die die pädagogische Arbeit in einem Höchstmaß erschweren, Lehrer und Schüler kommen so an Belastungsgrenzen.“

Ihr Wunsch sei es, an der Realschule nach Paragraph 132c Hauptschulklassen einzurichten, um die Schüler dort verbleiben lassen zu können und gleichzeitig die Gesamtschule zu entlasten. Der Schulpflegschaftsvorsitzende Oliver Peltzer ergänzte, die Schule habe schlicht keine Kapazitäten mehr. „Es gibt zu wenig Lehrer, keine Räume, große Klassen. Und wir wünschen uns einen hohen Bildungsstandard in einer Umgebung, die für Schüler und Lehrer lehrenswert ist.“

Auch Bernd Volkhausen, kommissarischer Leiter der Realschule, kam zu Wort und betonte, dass an seiner Schule „nicht aus Spaß“ abgeschult würde: „Es ist eine Leistungsentscheidung in der Erprobungsstufe, die wir nicht leichtfertig treffen. Es gibt aber wirklich Schüler, die sind für einen Realschulbildungsgang nicht geeignet.“ Er betonte auch, dass derzeit drei Seiteneinsteigerklassen ihren Platz an der Realschule hätten und sein Kollegium sehr viel leisten würde in der Beschulung dieser Kinder.

Auf die Frage der CDU-Fraktion, wie eine Lösung bis zu den Sommerferien herbeizuführen sei, schlug Björn Kerkmann vor, sich mit den Schulleitungen zusammenzusetzen und einen Vorschlag auszuarbeiten, der dann im Haupt- und Finanzausschuss und im Rat auf die Tagesordnung kommen soll. Und Stefan Okon (WAHL) ergänzte: „Eine Lösung finden wir nur gemeinsam. Alle müssen an einem Strang ziehen und kein Politikum aus dem Thema machen.“

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